Mittwoch, 28. März 2007
Interview mit Keith Sherwood in VISIONEN
Unterwegs zur Seligkeit
Warum Sie auf Ihre Energiekörper Acht geben sollten.
Der Mensch besteht nicht aus Fleisch und Blut allein – das physische „Fahrzeug“ des Bewusstseins wird von einer Vielzahl feinstofflicher Energiekörper begleitet. Aber die meisten Menschen sind blind für ihre Energiehüllen und kümmern sich deshalb nicht darum – mit schwerwiegenden Folgen. Unangemessene Emotionen, Gedanken und Handlungen beeinträchtigen den freien Fluss der Lebensenergie (Prana) auf allen physischen und nicht-physischen Ebenen des menschlichen Energiesystems. Verlangen, Bindungen und karmischer Ballast aus Vergangenheit und Gegenwart fügen weitere Blockaden und Verformungen hinzu. Klar, dass man mit derartigen Störungen auf Dauer nicht unbeschwert leben kann. Aber können diese Schäden im Energiesystem behoben und dessen ursprüngliche Integrität wiederhergestellt werden?
Genau darum geht es in der so genannten Energiearbeit. Seit gut 25 Jahren leistet Keith Sherwood in Seminaren und Vorträgen unermüdlich Aufklärungsarbeit über die universellen Gesetze, die das Gefüge von Bewusstsein, Energie und Körper regulieren. Zudem vermittelt er Methoden, um die Energiekörper zu reinigen, karmische Energie zu entfernen und Zugang zum göttlichen Bewusstsein, zur Transzendenz, zu erlangen. Keith Sherwood sprach mit VISIONEN über Aspekte der Energiearbeit, Karma und Erleuchtung.
Frage: Zunächst haben Sie im Bereich des spirituellen Heilens gearbeitet, haben sich aber davon distanziert und zwischenzeitlich die „Mechanik“ und Dynamik des menschlichen Energiesystems erforscht. Wie würden Sie Ihre Arbeit heute beschreiben?
Keith Sherwood: Meine Arbeit ist nicht das Ergebnis irgendeines Systems von Energiearbeit, das ich gelernt hätte. Das Fundament und das Vokabular, das ich verwende, sind dem Yoga und dem Vedanta entlehnt, sind aber nicht genau Advaita (Nicht-Zweiheit). Im Advaita würde man sagen: „Nichts von all dem hier passiert; du existierst nicht, ich spreche nur mit mir selbst, es gibt nur ein Wesen – Göttliches Bewusstsein.“ Aber wenn Sie sich mit der Welt der Erscheinungen befassen und eine eingeengte Perspektive einnehmen, dann müssen Sie sagen: „Dieses existiert, wir stehen in Wechselbeziehung mit anderen Personen und Lebewesen.“ Zudem gibt es einen linearen Ablauf der Zeit, der den Abstand zwischen Ereignissen misst: Frühstück – Mittagessen – Abendessen, oder: gesund – krank – Arztbesuch – Behandlung – Genesung. Diese Ereignisse finden statt, und sobald Sie das anerkennen, müssen Sie damit umgehen und für die Ereignisse Verantwortung übernehmen. Die Grundlage meiner Arbeit würde ich so umschreiben, dass es um Intimität mit dem göttlichen Bewusstsein geht, und das ist auch der Grund, warum wir den Zustand der Erleuchtung erreichen können. Im Alltag aber müssen wir im Feld der zwischenmenschlichen Interaktionen bestehen.
Schon als Kind erkannte ich die Einheit, aber beim Erwachsenwerden merkte ich, dass es viele, viele Probleme im Leben auf diesem Planeten gibt. Solange man nicht im authentischen Verstand ruht, solange man das Feld der Maya-Illusion nicht überwindet und das karmische Gepäck, das man mit sich herumschleppt, nicht entfernt, wird man hier Probleme haben – Probleme mit echter Vertrautheit (Intimität) in Beziehungen, mit der körperlichen Gesundheit oder damit, die Wahrnehmungsorgane nach innen zu wenden und die Freude und Glückseligkeit (engl.: bliss) zu erfahren, die von der Einheit mit dem göttlichen Bewusstsein herrühren. An der physischen Welt vollständig teilzunehmen, ist Teil des Evolutionsprozesses, der letztendlich zur Erleuchtung führt.
Heute besteht meine Arbeit größtenteils darin, Menschen zu helfen, in den transzendenten Zustand der Erleuchtung zu gelangen und diesen Zustand selbst aufrechtzuerhalten – indem sie im authentischen Verstand zentriert sind und angemessene Entscheidungen treffen, indem sie nicht auf all die vergänglichen Dinge hereinfallen und nicht dem Ego nachgeben, sondern sich der Verwirklichung des Bewusstseins verschreiben. Das ist der eigentliche Zweck unseres Daseins hier, unser Dharma.
Dauerhaft im Erleuchtungszustand verwurzelt zu sein, macht also das Ziel des menschlichen Lebens aus.
Richtig, auf der tiefsten Ebene mit göttlichem Bewusstsein vereint zu sein, und gleichzeitig flexibel und angemessen im gesamten Universum der Erscheinungen zu agieren. Es geht darum, Erleuchtung im Alltag zu erfahren und zu genießen. Die wirklich großen Meister können an der ganzen Bandbreite von Aktivitäten teilhaben. Sie können im Cafe eine Tasse Kaffee trinken und dort mit Menschen plaudern oder ins Kino gehen – und dann in Seligkeit im Satsang sitzen.
Unser Bild von Erleuchteten ist von Hollywood- Streifen wie „Ben Hur“ oder Filmen über Jesus geprägt, in denen er mit völlig ausdruckslosem Gesicht spricht, ohne Gefühle, ohne Humor, ohne Freude am Umgang mit Menschen und den Dingen der Welt. Unter diesem Eindruck nehmen Leute an, dass der Erleuchtungszustand ein seltsamer Zombie-ähnlicher Zustand ist. Das stimmt einfach nicht!
Warum haben Sie den Fokus Ihrer Arbeit vom Spirituellen Heilen auf die Energiearbeit verschoben?
Seit meiner Kindheit befinde ich mich im Zustand der Seligkeit und kann die Energien und die Motivation von Menschen wahrnehmen. Ende der 80er Jahre, nachdem ich eine Weile versucht hatte, Menschen den Umgang mit Energie beizubringen und Bücher geschrieben hatte, stellte ich fest, dass sie nicht weiterkamen, weil irgendetwas sie blockierte. Das eigentliche Problem war nicht etwa mangelnde Bereitschaft – sie hatten alle ein authentisches Verlangen nach Erkenntnis und Transzendenz, aber sie waren so blockiert, dass sie nicht in der Lage waren, den Energiefluss in ihrem Feld zu erhöhen, Energiearbeit zu machen und wirkliche Nähe (Intimität) in Beziehungen zu erleben. Deshalb zog ich mich nach etlichen Jahren in Europa in die Wildnis Alaskas zurück, um die Wirkungsweise dunkler Energie zu erforschen – das war eine wirklich harte Zeit!
Ich lernte, wie dicht karmische Energie (wie ich es heute nenne) sein kann und wie sehr sie Menschen beeinträchtigt, wenn sie erst mal in deren Energiefeld eingedrungen ist. Ich lernte, wie Menschen Energien aufeinander projizieren, wie die Energie im menschlichen Energiefeld festgehalten wird und dessen Funktionen stört, wie sie den Prana-Fluss behindert, Intimität unmöglich macht und den Menschen davon abhält, sich nach innen zu wenden und die eigene Göttlichkeit zu erfahren. Alles, was schief läuft, hat hier seinen Ursprung.
All dies erforschte ich methodisch-wissenschaftlich, Schicht um Schicht, eine Dimension nach der anderen und erkannte, wie nutzlos es war, weiterhin spirituell zu heilen. Denn die Heilung und Behandlung einer physischen Krankheit findet nur auf der letzten Ebene eines sehr vielschichtigen Zustands statt. Nachdem ich gelernt hatte, karmischen Ballast in meinem eigenen Energiefeld und unter verschiedenen Bedingungen auszumachen und zu entfernen, konnte ich das auch für andere tun – ihr Einverständnis vorausgesetzt.
Eine Art karmische Chirurgie also! (lacht). Was ist Ihre Motivation? Geht es Ihnen darum, wissenschaftliche Erkenntnisse über das menschliche Energiesystem zu gewinnen, oder haben Sie auch den Wunsch, anderen zu helfen, ihren karmischen Ballast loszuwerden?
Da ich schon immer im Zustand der Einheit und Glückseligkeit gewesen bin, gibt es kein Ich als Bezugspunkt. So habe ich auch kein echtes persönliches Interesse daran, anderen zu helfen. Ich sehe die Dinge vielmehr in universellen Begriffen. Menschen sind ewige Wesen, und es ist das kollektive Dharma aller Menschen, das göttliche Bewusstsein zu erfahren. Wenn also Menschen, die mit mir arbeiten und ihrer Erleuchtung verpflichtet sind, durch dichte, karmische Energie davon abgehalten werden, die Einheit mit dem göttlichen Bewusstsein zu erfahren, dann ist es für mich angemessen, alles Notwendige zu tun, um die Blockaden zu entfernen.
Warum kommen die Menschen zu Ihnen? Weil sie Erleichterung und Heilung suchen oder Unterweisung, oder aus Angst vor karmischem Unglück?
Angst ist sicherlich mit ein Grund, Karma auch, und manche wollen nur geheilt werden. Die meisten bleiben nicht, um die Arbeit mit mir zu machen. Sie spüren, dass die Arbeit für sie nicht das Richtige ist, weil es ihnen zuviel abverlangt oder weil sie ihre Anhaftung an die Welt nicht aufgeben wollen, obwohl genau diese Anhaftung sie davon abhält, ihre a priori Einheit mit dem göttlichen Bewusstsein zu erfahren. Die, die bleiben, haben ein Verlangen nach entweder Wahrheit, Freiheit oder göttlicher Liebe. Alle drei sind Verlangen des göttlichen Bewusstseins. Menschen, die Verlangen nach einem dieser drei Dinge haben, bleiben bei der Arbeit mit mir, denn sie haben den brennenden Wunsch, aus dem persönlichen Drama, das sie gefangen hält, auszusteigen.
Die Göttin (Shakti, die Schöpfungsenergie) hat zwei Rollen: Zum einen hält sie alle im Maya-Feld, im Film, gefangen. Dazu gebraucht sie das ganze karmische Gepäck, die Beziehungen, die Bedürfnisse und Wünsche, die uns ablenken, uns zerstreuen und uns das Gefühl geben, wir seien sehr, sehr wichtig. Aber wenn sie einen nicht länger festhalten kann, wandelt sie sich in die Göttin Kundalini und hilft einem, aufzusteigen und die Transzendenz zu finden. Diejenigen, die mit mir die Arbeit machen, haben das Bestreben, aus dieser Matrix, die sie gefangen hält, auszubrechen.
Setzt die Befreiungsarbeit mit Ihnen nicht eine gewisse karmische Reife und Bereitschaft voraus?
Richtig – Opfer sind notwendig. Wer mit mir die Arbeit macht, ist bereit, Dinge, die ihn festhalten, aufzugeben, damit er über sie hinauswächst und Transzendenz erlangt. Meistens sind es Bindungen an Menschen, Überzeugungen, kulturelle Errungenschaften und Normen usw. Die Menschen, die mit mir arbeiten, haben begriffen, dass Erleuchtung ein Zustand der Losgelöstheit in dieser manifesten Welt ist, und irgendetwas in ihnen will das um jeden Preis erlangen.
Ich habe das spirituelle Heilen aufgegeben, um Menschen mit dieser Einsatzbereitschaft zu helfen, in den Zustand der Authentizität und Seligkeit zu gelangen. Dabei werden aber mehr Menschen denn je auch von physischen Beschwerden geheilt, einfach weil Karma, das ihre Transzendenz behindert, entfernt wird. Es ist eine individuelle Arbeit mit Einzelpersonen, bei der ich im Dienste der Transzendenz Karma entferne oder die Kundalini aufsteigen lasse. Aber: Im Dienst der Transzendenz wird auch der Körper geheilt.
Im Satsang erinnern die Advaita-Lehrer daran, dass wir Menschen erleuchtete, vollkommene göttliche Wesen voller Liebe sind. Aber unser Handeln ist häufig alles andere als liebevoll. Wie gehen Sie diese Diskrepanz an?
Ich spreche sehr selten über Liebe. Aber es ist die Wahrheit, dass jeder Mensch ein göttliches Wesen ist und in der Lage, göttliche Liebe zu teilen. Wenn Sie sich jedoch umsehen, lässt sich unschwer erkennen, dass Menschen große Probleme haben, und die sind nicht wegzuleugnen. Wir leben derzeit im Kali Yuga, und das kollektive Feld, in dem wir leben, ist extrem dicht, setzt alle unter Druck und stört die zwischenmenschlichen Beziehungen. Und damit muss man sich befassen. Dazu gehören Bindungen an verflossene Liebhaber, die die Vertrautheit mit dem gegenwärtigen Partner stören; oder Menschen mit bestimmten Absichten, die einen anderen Menschen manipulieren, indem sie Energie in sein Feld projizieren und ihn daran hindern, das göttliche Bewusstsein in sich hervortreten zu lassen.
Durch Projektionen und karmische Anhaftungen kann der freie Prana-Fluss (reine Lebensenergie) beeinträchtigt werden. Göttliches Bewusstsein kann in einer Person nicht in Erscheinung treten, wenn Energiekörper heraus geschoben sind. Dies geschieht, wenn eine andere Person sie auf traumatische Weise blockiert. Die Körper eines Menschen sind „Vehikel“ für göttliches Bewusstsein, dazu gehören die Energiekörper, die Bewusstseinskörper und der physische Körper. Sie müssen frei von Karma und richtig integriert sein, d.h. sie müssen genau denselben Raum einnehmen wie der physische Körper. Erst dann kann göttliches Bewusstsein manifest werden und strahlen. Im blockierten Zustand ist göttliches Bewusstsein zwar als winzig kleiner Lichtpunkt vorhanden, aber es gelangt nicht zum Ausdruck.
Energiearbeit ist sehr praktisch und darauf angelegt, das menschliche Energiesystem in einen Zustand perfekter Gesundheit zu versetzen, damit die Einheit mit dem göttlichen Bewusstsein erfahren werden kann – das ist das Allerwichtigste! Keith Sherwood, vielen Dank für dieses Gespräch!
Das Interview führte Inge Hasswani für VISIONEN, Ausgabe 5/2006.
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