Dienstag, 29. Mai 2007
Artikel in Visionen 05 / 2007: Authentisch miteinander reden
In Beziehung zu sein ist der natürliche Zustand des Menschen. Unsere Beziehungen miteinander werden jedoch häufig gestört von Projektionen und Besitz ergreifendem Verhalten. Beglückende Kommunikation wird dann möglich, wenn unser Energiefeld von Anhaftungen und Blockaden frei ist und wir aus unserem höheren Selbst heraus sprechen und handeln.
Mit anderen Menschen authentisch zu kommunizieren und dabei Anhaftungen zu vermeiden, ist immer eine Herausforderung. Einigen wenigen gelingt das mühelos, den meisten jedoch nicht. Wenn man authentisch kommunizieren kann, lassen sich Vergnügen, Liebe, Intimität und Freude mühelos miteinander teilen. Wenn man es nicht kann, hat das Konsequenzen: der Selbstausdruck kann darunter leiden, die Kommunikation kann absterben und das Einfühlungsvermögen blockiert werden. Wenn die Anhaftung zu sehr zunimmt, kann es nur noch sehr schwierig, wenn nicht sogar unmöglich sein, eine intim-vertraute Beziehung miteinander zu haben.
Authentisch kommunizierende Menschen sind leicht zu erkennen. Ihre Gefühle und Emotionen tauchen spontan und tief aus ihrem Innern auf, und sie können sich in die authentischen Verlangen, Gefühle, Emotionen und Ziele anderer Menschen hinein versetzen.
Du bist ein inter-dimensionales Wesen
Um zu verstehen, was authentische Kommunikation ist und was nicht und wie sie durch Anhaftung gestört werden kann, muss dir erst einmal klar werden, dass du ein inter-dimensionales Wesen bist. Du besitzt einen authentischen und auch einen individuellen Verstand und ein Ego. Sie funktionieren und kommunizieren in einem Universum, das physische und nicht-physische Dimensionen besitzt.
Dein authentischer Verstand wird oft auch höherer Verstand genannt. Er ist ein authentischer Teil deines Energiefeldes – das ist das Feld aus feinstofflicher Energie, das dich umgibt und deinen physischen Körper durchdringt. Dieses Feld besteht aus Energiekörpern und dem Energiesystem (Chakren, Auren, Meridiane), das deine Körper unterstützt. Wenn du durch deinen authentischen Verstand (im Einklang mit deinem Nervensystem und deiner Körpersprache) kommunizierst, kreierst du keine Anhaftung – weil die Energie (Shakti, Prana, Chi usw.), die man dann miteinander teilt, ausschließlich universelle Eigenschaften manifestiert. Universelle Eigenschaften können dich nicht an andere Menschen anhaften lassen oder intime Beziehungen beeinträchtigen.
Wenn man authentisch miteinander kommuniziert, entstehen keine anhaftenden Rückstände, sondern nur Prana; und Prana manifestiert die universellen Eigenschaften Vergnügen, Liebe, Intimität und Freude.
Der individuelle Verstand und das Ego
Der individuelle Verstand und das Ego hingegen bestehen ausschließlich aus Energie mit individuellen Eigenschaften, wie Masse, Dichte, Polarität und Oberflächenbeschaffenheit (die klebrig sein kann). Aufgrund dieser Eigenschaften können der individuelle Verstand und das Ego Anhaftung kreieren und den Prana- Fluss durch dein Feld beeinträchtigen.
Energie mit Eigenschaften ist dir bestens bekannt. Es ist dieselbe Energie, die Druck und Schmerzen verursacht, wenn du gestresst bist, und sie kreiert Angst, Selbstzweifel und Anhaftung, wenn sie projiziert wurde. Nur Prana kann eine authentische Kommunikation möglich machen, und jede Beeinträchtigung des freien Prana-Flusses in deinem Feld führt dazu, dass du nicht ohne Anhaftung kommunizieren kannst.
Um jedoch Vergnügen, Liebe, Intimität und Freude in einer Beziehung zu erfahren, muss unauthentische Kommunikation so oft wie möglich durch authentische ersetzt werden. Damit das gelingt, musst du zunächst einmal wissen, warum du deinem individuellen Verstand und deinem Ego so verhaftet bist und was so schwierig daran ist, authentisch zu kommunizieren.
Das Kali Yuga
Eine oft unterschätzte Ursache ist der Einfluss des Kali Yugas – das ist das Zeitalter, in dem wir leben. Dem Yoga nach sind in dieser Zeit die Felder aus eigenschaftsbehafteter Energie im individuellen Verstand und Ego und um uns herum so dicht und polarisiert, dass es schwierig,
wenn nicht sogar unmöglich ist, im authentischen Verstand zentriert zu bleiben und ohne Anhaftung zu kommunizieren.
Ist man erst einmal der Energie mit Eigenschaften verhaftet, passiert Folgendes: Immer dann, wenn ein Gedanke, eine Emotion oder ein Gefühl auftaucht und man die eigenen Bedürfnisse oder Verlangen geistig oder verbal ausdrückt, projiziert man eine Welle, eine Schnur oder eine Energieblockade auf den Menschen, an den man gerade denkt. Diese Projektionen werden – egal ob sie bewusst oder unbewusst sind – nicht nur für Anhaftung sorgen, sondern auch dein Energiefeld und das deines Kommunikationspartners beeinträchtigen.
Beziehungen aus vergangenen Leben lösen
Authentische Kommunikation kann auch dann gestört werden, wenn man an Menschen gebunden ist, zu denen gar keine körperliche Beziehung mehr besteht. Dazu gehören Beziehungen, die in diesem Leben in die Brüche gegangen sind oder Beziehungen aus vergangenen Leben, denen man noch karmisch verhaftet ist.
Tatsächlich haben sehr viele Menschen, ohne es zu wissen, diese Anhaftungen an Liebhaber/- innen und Freunde aus diesem und aus vergangenen Leben. Wenn aber die physische Beziehung aufgrund von Entscheidung oder durch Tod vorüber ist, ist es unabdingbar, dass all diese Anhaftungen (Schnüre z.B.) durchtrennt werden.
„Schnüre“ sind energetische Verbindungen, und sie verursachen ungesunde Anhaftungen. Man kann sie durchtrennen, wenn man die Stelle findet, an der die Schnur das eigene Feld durchdrungen hat. Dann muss man die Schnur mit mentaler Aufmerksamkeit entlang fahren, bis man auf den Menschen am anderen Ende trifft. Es spielt keine Rolle, ob derjenige inkarniert ist. Man muss sich nicht einmal an den Namen erinnern oder daran, welche Art von Beziehung man miteinander hatte. Es ist lediglich nötig, diese Schnur zu erblicken bzw. zu erspüren.
Wenn dir das gelungen ist, schließe deine Augen und atme tief durch die Nase, bis du entspannt bist und dich kein Gedanke mehr davon abhält, fokussiert zu bleiben. Dann folge deiner Schnur bis an ihr anderes Ende. Sie wird sich wie eine lange, etwa fingerbreite Röhre anfühlen oder aussehen. Wenn du den Menschen am anderen Ende der Schnur gefunden hast, dann bekräftige laut – ohne es zu versuchen oder dich dabei zu beobachten: „Es ist meine Absicht, die Schnur zu durchtrennen, die mich an den Menschen bindet, an den ich gerade denke.“
Die Verpflichtung sich selbst gegenüber stärken
Obwohl anhaftungslose Kommunikation durch die oben erwähnten Dinge gestört werden kann, ist keines dieser Hindernisse stark genug, um authentische Kommunikation unmöglich zu machen – du musst nur deinem authentischen Verstand gegenüber verpflichtet bleiben.
Der Kern der Sache ist nämlich, welche Entscheidungen du triffst und welcher Sache du dich verpflichtest. Die meisten Menschen entscheiden sich für die Anhaftung an ihren individuellen Verstand und ihr Ego und an andere Menschen – und verteidigen sie sogar.
Auch wenn die Entscheidung größtenteils unbewusst ist – die Unfähigkeit, authentisch zu kommunizieren, kann nur dann behoben werden, wenn man die eigene Verpflichtung gegenüber seinem authentischen Verstand stärkt und sich dazu entscheidet, authentisch zu kommunizieren.
Die Verpflichtung gegenüber dem authentischen Verstand und das Kommunizieren ohne Anhaftung kann man stärken, indem man wählt, so ehrlich und mit soviel Integrität wie möglich zu kommunizieren. Außerdem sollte man sich von der Vorstellung verabschieden, ein guter Mensch zu sein. Die Energie, die dem Bedürfnis gut zu sein zugrunde liegt, führt stets zu Anhaftungen und blockiert den Prana-Fluss durch dein Energiefeld.
Die Kontrolle über dein Energiefeld kannst du wiedererlangen, indem du Verantwortung für dein eigenes Wohlbefinden übernimmst. Denk daran: Vergnügen, Liebe, Intimität und Freude tauchen aus deinem Innern auf, wann immer du authentisch kommunizierst.
Eine andere Möglichkeit, Anhaftungen zu vermeiden und authentischer zu kommunizieren, ist, sich nicht an unauthentische Emotionen zu binden und sie auf andere Menschen zu projizieren.
Es gibt nur vier authentische Emotionen: Wut, Angst, Schmerz und Freude. Emotionen wie Eifersucht, Verzweiflung, Neid und Bosheit stammen nicht aus dem authentischen Verstand, sondern aus Energie mit Eigenschaften, die du in deinem individuellen Verstand und Ego mit dir trägst. Wann immer du dich dabei ertappst, in unauthentischen Emotionen zu schwelgen, dann weise sie genauso wie die dazugehörigen Einstellungen zurück, indem du einfach nein zu ihnen sagst. Vielleicht fällt es schwer zu akzeptieren, dass das Nein sagen helfen kann, authentischer zu kommunizieren, aber wenn es um authentische Kommunikation geht, ist ein Nein genauso wichtig wie ein Ja.
Keith Sherwood
Keith Sherwood widmet sich seit über 25 Jahren als Seminarleiter und Autor der praktischen Energiearbeit und hält Vorträge und Seminare in Nordamerika, Europa und Südafrika. Seine Bücher sind in mehr als 20 Ländern veröffentlicht worden.
Seminarinfo/Kontakt: Tel. +49 (0)30-6144613, Internet: www.onewholelove.com
Keith Sherwoods Blog mit vielen Kurzartikeln:
http://keithsherwood.blogspot.com
BUCH-TIPP
Keith Sherwood: Die Kunst spiritueller Liebe
(Lüchow, 2006)
Das Zeitalter der Angst
Die Epoche, in der wir leben, ist als Kali Yuga bekannt. Das Sanskrit-Wort Kali bedeutet „Zwist“ oder „Streit“. Im Kali Yuga wurde das kollektive Feld der Maya dichter und intrusiver als jemals zuvor. Im Srimad Bhagavatam, einem alten yogischen Text, kann man lesen: „Die Menschen dieser Welt sind im Zeitalter der Kali voller Ängste. Jeder ist von irgendeiner Art von Krankheit befallen. … Es gibt Leiden wegen Erkrankungen im Innern, Trennung von Nahestehenden und Geliebten und
Ängste vor Veränderungen des Bestehenden. Dies sind einige der wichtigen Faktoren, die die Menschen dieses Zeitalters unglücklich machen.“
Das Kali Yuga begleitet uns seit langer Zeit. Seine Auswirkungen sind im Westen jedoch seit dem 17. Jahrhundert noch grundlegender geworden. Denn seit dieser Zeit werden das Denken und das Streben nach Wissen von kartesianischem Gedankengut dominiert. Die Methoden, die Descartes
bevorzugte, waren analytisch und basieren ausschließlich auf Konzepten, die vom individuellen Verstand und vom Ego ausgearbeitet werden – Phänomene wurden in eine logische Reihenfolge eingeordnet, so dass sie außerhalb des Kontextes einer Beziehung analysiert werden können.
Die kartesianische Perspektive, die die Funktionen des individuellen Verstandes und des Egos über die des authentischen Verstandes stellt, ist zu einem großen Teil für die Entwicklung der wissenschaftlichen Methodik verantwortlich, die – wie wir alle wissen – eine weltweite technologische Explosion in den letzten beiden Jahrhunderten zur Folge hatte.
Dennoch können wir jetzt erkennen, dass die Wahrnehmungsweise, die von Descartes favorisiert wurde, katastrophale Folgen für die Menschen hatte, denn es hat sie gelehrt, an den individuellen Verstand und das Ego zu glauben statt an den authentischen Verstand, der alles im Kontext von Beziehungen erkennt und sich Wissen durch Beobachtung, Einsicht und Intuition aneignet.
Der Triumph des individuellen Verstandes und des Egos im Kali Yuga hat zur Folge, dass Generationen von Menschen (besonders im Westen) vom universellen Bewusstsein, ihrem Energiefeld und von anderen Menschen entfremdet aufwachsen.
Aus: Keith Sherwood, Die Kunst spiritueller Liebe (Lüchow Verlag, 2006)