Freitag, 16. Januar 2009

Körper und Geist im Einklang

Seit dem 17. Jahrhundert wird unser Denken und das Streben nach Wissen von Cartesianischem Gedankengut dominiert. Der Philosoph Descartes, dessen Methoden unsere moderne Gesellschaft stark beeinflusst und durchdrungen haben, positionierte Ereignisse in eine logische Reihenfolge, so dass sie besser analysiert werden konnten. Er erklärte Körper und Geist für voneinander getrennt. Laut seiner Methodik ist der Geist des Menschen: „...strikt vom rein körperlichen Dasein getrennt und kann als solches kein Attribut der Körperlichkeit auf sich beziehen. Der Geist – res cogito - ist somit von allen materiellen Dingen getrennt, die im Körper - res extensa - auftreten. Die bloße Materie ... ist streng getrennt von der denkenden Substanz (i.e. dem Geist)“, so Descartes.
Diese Trennung von Körper und Geist war mitverantwortlich für die weltweite technologische ‚Explosion’ der letzten zwei Jahrhunderte. Sie hat die Menschen aber auch ihrer Körper entfremdet und sie in der linear ablaufenden Zeit gefangengenommen.
Im Gegensatz zu den westlichen Philosophen wie Descartes haben tantrische und yogische Meister der östlichen Traditionen schon vor Jahrhunderten erkannt, dass eine Trennung von Körper und Geist illusorisch ist und dass Menschen ewige Wesen sind, die weder durch Zeit noch Raum begrenzt werden können.
Die Tantriker und Yogis lehren vielmehr, dass Vergangenheit und Zukunft dem Bewusstsein des Menschen entstammen (also seinem Geist) und seine Welt mit Farben anfüllen.

Wieder gegenwärtig werden

Auch du kannst dich – wie ein Tantriker oder Yogi – wieder wirklich mit deinem Körper verbinden, um ganzheitlich an der Welt teilnehmen zu können. Um das zu bewerkstelligen, musst du dich richtig in deinem Körper positionieren, indem du aus der linear ablaufenden Zeit heraustrittst in das ewig gegenwärtige Jetzt.
Die meisten Leute haben das Problem, dass sie sich eher leicht vor oder hinter ihrem Körper positionieren. Viele laufen sogar nach vorn- oder hintenüber gebeugt; ihr Atem ist flach und unvollständig, und ihre Stimmlage räsoniert nicht tief aus ihrem Zentrum.
In den östlichen Philosophien hat man erkannt, dass ein Mensch, der sich vor seinem Körper positioniert, eher auf die Zukunft ausgerichtet ist (z.B. in Form von ständigen Erwartungen, Befürchtungen ect.). Positioniert sich jemand eher hinter seinem Körper, ist er auf die Vergangenheit ausgerichtet (z.B. durch Anhaftungen, Trauer, Reue, Rache ect.).
Die Tantriker favorisierten daher eine Positionierung tief im eigenen Zentrum, in ihrem Innern und im Einklang mit dem Körper – wo es weder Vergangenheit noch Zukunft gibt sondern nur das ewig gegenwärtige Jetzt.
Es gibt eine Übung, die dir dabei helfen kann, dich tief im Innern deines Körpers und damit auch im ewig gegenwärtigen Jetzt zu zentrieren und aus der linear verlaufenden Zeit herauszutreten, egal in welcher körperlichen oder energetischen Verfassung du dich befindest.

Übung

Die Übung ist am leichtesten durchzuführen, wenn du dich in die Lotusposition begibst oder aufrecht auf einen geraden Stuhl setzt. Schließ zunächst deine Augen und atme tief durch die Nase, ohne zwischen Ein- und Ausatmung eine Pause zu machen (Yogaatmung). Nach einer kurzen Pause zähle dann langsam und laut rückwärts von fünf bis eins. Wiederhole und visualisiere jeder der Zahlen dabei drei mal im Stillen. Anschließend bekräftige laut: „Ich bin jetzt tief entspannt und fühle mich besser als zuvor.“
Dann zählst du von zehn bis eins rückwärts und lässt dich mit jeder absteigenden Zahl tiefer und tiefer in dich hineinsinken (dein Bewusstsein – nicht deinen Körper!). Nachdem du bei eins angelangt bist, sprichst du die Affirmation: „Jedes Mal, wenn ich auf diese Bewusstseinsebene gelange, bin ich mehr und mehr in der Lage, meinen Geist kreativ zu nutzen.“
Oft führen angestaute Spannungen in der Muskulatur dazu, dass man nur schwer ent-spannen und gegenwärtig werden kann. Um dem Abhilfe zu schaffen, spanne die Muskeln deines ganzen Körpers an und quetsch die Gesichtzüge so fest du kannst zusammen und halte dabei den Atem an. Nach fünf Sekunden entlasse die Luft durch die Nase und entspann dich. Du wirst spüren, dass sich dein Körper jetzt viel leichter anfühlt.
Wenn du bereit bist, fortzufahren, bekräftige: „Es ist meine Absicht, meine Wahrnehmungsorgane nach innen zu richten auf die Ebenen meines Energiefeldes.“
Beinahe augenblicklich wirst du dir eines großen Hohlraums bewusst werden, der deinen stofflichen Körper durchdringt – es ist dein Energiefeld und es kann sich bis zu acht Meter weit in alle Richtungen erstrecken. Nachdem du diese Erfahrung gemacht hast, bekräftige laut: „Es ist meine Absicht, in meinem Energiefeld gegenwärtig zu werden.“
Deine Orientierung wird sich sofort verändern und neu ausrichten. Von deinem neuen Ausgangspunkt – dem Zentrum deines Energiefeldes – aus, wirst du dir gewahr werden, dass du im ewig gegenwärtigen Jetzt existierst und zentriert bist. Nimm dir 15 Minuten, um diese Erfahrung zu genießen. Dann zähle laut von eins bis fünf, bring dich langsam aus der Übung heraus und öffne deine Augen. Je regelmäßiger du diese Übung durchführst - z.B. fünfzehn Minuten täglich - desto leichter wird es dir auch im Alltag fallen, im ewig gegenwärtigen Jetzt präsent und zentriert zu sein.